Am höchsten Vulkan …
24.02.2011
Am höchsten Vulkan der Welt
Ich spüre meinen Herzschlag im Kopf. Es ist Mitternacht, ich kann nicht schlafen. Dabei ist es die gemütlichste Nacht auf 5900m die ich je verbracht habe. Am Ojos del Salado im High Camp Tejos steht eine Blechbüchse. 8 Bergsteiger können darin übernachten, bevor sie zum 6893m hohen Gipfel aufbrechen.
Dieser Aufbruch steht unmittelbar bevor, nur in meinem Kopf fühlt es sich dumpf an. Aber es wird schon gehen, in ein zwei Stunden, wenn wir losgehen.
Draußen ist es gar nicht kalt, endlich durchatmen, das ist auch gut für den Kopf. Wir starten zu sechst. Ludwig und ich voraus. Die Lichter der anderen verschwinden schon bald. Auf etwa 6500m wird es Tag. Der Kopf schmerzt, und die Schritte werden immer schwerer. Im Sand ist das Vorwärtskommen noch mühsamer.
Die Zeit vergeht unendlich langsam, der Gipfel scheint nah und doch so unerreichbar. Auch die Tablette zeigt keine Wirkung. Kurz unterhalb des Gipfels habe ich das Gefühl mir zerspringt der Kopf. Aber jetzt sind wir fast da, jetzt werden wir nicht umkehren, jetzt kann auch nichts mehr passieren.
Nach 5 Stunden und 30 Minuten sind wir am zweithöchsten Berg Südamerikas. So lang haben wir ja gar nicht gebraucht. Fotoshooting, Gipfelbuch, Panoramafilm. Zur Erinnerung und für Manni , der mich unterstützt hat . Unter uns die leere Landschaft der Atacama-Wüste. Freiheit. Ich kann den Moment nur mit Ludwig teilen, wir sind ganz allein hier. Ein Logenplatz am Himmel.
Wir steigen wieder ab, ein Stück ist zu klettern. Ein Schritt daneben wäre ungünstig, und die Trittsicherheit ist leider nicht wie zuhause in den Alpen. Die Höhe…
Am Krater treffen wir Marianne beim Aufstieg und wollen auf sie warten. Sie beschließt aber, mit uns abzusteigen. Auch ihr zerreißt es den Kopf, wir wollen schnell hinunter.
Mittags sind wir im Atacama Camp auf 5300m. Es gibt Rotwein, und danach schmerzt der Kopf nicht mehr.
Martina Juda
http://vimeo.com/20529352