Die Scharfrichter von Tirol
Die Geschichte der Tiroler Scharfrichter ist ein jahrhundertelang vernachlässigter Bereich der Tiroler Geschichtsforschung.
Dabei haben die Scharfrichter in der Tiroler Landesgeschichte eine beeindruckende Blutspur hinterlassen: Zwischen 1497 und 1787 wurden in Tirol 1.500 Menschen durch den Henker getötet. Mörder. Landesverräter. Diebe. Und andere Delinquenten.
Der sadistischen Phantasie im Namen des Kaisers oder der Kaiserin, der Gerichte, der Kirche oder des Volkes waren keine Grenzen gesetzt.
Die „Malefikanten“ – so wurden die zum Tode Verurteilten genannt – wurden enthauptet, gehängt, gerädert, verbrannt, ertränkt.
Hinrichtungen hatten Volksfest-Charakter.
Der damalige Zeitgeist war vom Sühnegedanken geprägt.
Das kollektive Credo lautete:
Nur eine öffentliche, qualvolle Hinrichtung könne einen Verbrecher zur Reue führen und diesen selbst als „armen Sünder“ vor dem ewigen Höllenfeuer retten – und alle anderen Sünder abschrecken!
Mithilfe von Historikern wird in diesem Film das Sozialmilieu dargestellt, in dem die Tiroler Scharfrichter wirkten. Das abgearbeitete Fragenspektrum ist breit: Waren Henker Monster? Wie konnten sie diesen Job ertragen? Warum lebten die Scharfrichter am Rande der Gesellschaft? Welche Nebentätigkeiten übten sie aus? Warum konnte sich in Tirol der Tötungstrieb im Namen des Volks entfalten? Warum waren Sensationsgier und Schaulust so ausgeprägt?
Es entsteht das Geschichtsbild mit einer „gütigen Landesmutter“ Kaiserin Maria Theresia, die noch im Jahr 1764 aufrührerische Bauern hinrichten lässt. Und es wird das bisher wiedergegebene Bild der „humanen Tiroler Rechtssprechung“ widerlegt, wenn man erfährt, dass beispielsweise im Jahr 1680 ein 12-jähriges Mädchen und sein 14-jähriger Bruder wegen Mittäterschaft bei der Zauberei ihrer Mutter geköpft wurden, dem Jungen wurde vorher sogar eine Hand abgehackt.