Der Berg – Und die Suche nach der Ästhetik.
Alle Menschen werden die Wahrnehmung machen, dass man auf hohen Bergen, wo die Luft rein und dünn ist, freier atmet und sich körperlich leichter und heiterer fühlt.
Doch damals war es noch eine geringe Zahl an Menschen, die bis zu diesem Erlebnis vorgestoßen sind. Denn Berge zu erklimmen galt damals für das gemeine Volk nicht als erstrebenswert, Berge galten lange Zeit als nur gefährlich und furchteinflößend. Aber nicht umsonst steht der Berg heute auch als Bild für das Meistern großer Herausforderungen. Wer über’n Berg ist, der hat Schweres bewältigt. Das Majestätische der Berge – im buchstäblichen wie im übertragenen Sinn – flößt uns zu Recht Respekt ein.
Und Johann Wolfgang von Goethe hatte einst formuliert:
Berge sind stille Meister und machen schweigsame Schüler.
Sind wir heute wirklich noch schweigsame Schüler? Einst war es wohl die Angst, der Respekt vor den mächtigen Bergen, die uns schweigen ließen, heute strömen wir allerdings in Massen in die Berge, um die unzähligen mitterweile auch medial zu Hotspots gemachten Orte bildlich einzufangen. Ich war da! Warum werden die Berge heute nebst dieser Mächtigkeit, die sie ausstrahlen und dem Freiheitsgefühl, das sie auslösen auch als Inbegriff von Ästhetik wahrgenommen. Warum werden sie zu ästhetischen Hotspots und in Massen aufgesucht, obwohl sie doch gerade als Orte der Stille ihre Wirkung tun. In der Hektik, mit dem Ziel, so schnell wie möglich so viel wie möglich zu erreichen und einzufangen, vergisst der Besucher wohl ob dieser ursprünglichen Kraft und dass gerade die Dolomiten schützenswerte Räume sind, Rückzugsräume und vor allem ein Weltnaturerbe.
Sendetermin: 03.11.2022 um 20.15 Uhr ORFIII
19.09.2022 um 20.20 Uhr Rai Südtirol